Die fünfte Woche in Japan

Diese Woche bin ich das erste Mal per Anhalter gefahren. Das war gleichzeitig aufregend, faszinierend und auch ein Bisschen emotional aufreibend wenn einen nach Stunden niemand mitnimmt.

Mo, 29.04

Heute ging es erstmal auf einen Ausflug zum Kurama Berg 鞍馬山 im Norden von Kyoto. Dort fährt man mit einer sehr kleinen Bahn die nur einen Waggon hat und zum Ende auch eingleisig fährt erstmal bis zur Endhaltestelle. Alleine die Bahnfahrt war schon ein kleines Abenteuer

Neben dem Kurama Berg ist auch der Kifune Schrein. Dieser ist anscheinend auch sehr berühmt, sodass mitten im Nirgendwo auf einmal eine kleines Restaurantmeile am Fluss ist. Wir waren leider zwei Tage zu früh dort, sonst hätten wir in einem der Restaurants am Fluss essen können. Das wäre bestimmt sehr sehr schön gewesen.

Di, 30.04

Am Wochenende will ich zusammen mit Makoto (von dem Bohemian Circle) hitchiken gehen. Dazu müssen wir noch ein paar Besorgungen machen (zum Beispiel einen Schlafsack kaufen).

Die Supermärtke in Japan sind entweder komplett bunt und verursachen Kopfschmerzen oder gediegen mit Pastellfarben.

Do, 02.05 – Kaffee ist alle

Zum Glück gibt es gar nicht allzuweit eine Kafferöster (Kimameya). Dort werden die Bohnen die man sich dort aussuchen kann vor Ort geröstet. Der Bestitzer war sehr stolz darüber dass er über 60 verschiedene Kaffeesorten dort hat. Schmeckt auch lecker.

Fr, 03.05 – Per Anhalter nach Nachi

Heute geht es los mit dem hitchhiking (=per Anhalter Fahren) Trip. In dem Bohemian Circle ist das eine Aufgabe bei der mehrere Teams mitmachen. Jedes Team schlägt einen Ort vor an dem es einen der neuen Pokemon Gullydeckel gibt die quer über Japan verteilt sind. Danach wird zufällig gezogen, wer wohin muss und ab ging die Reise. Eines der Teams hat die Stadt Hachinohe vorgeschlagen – zum Glück haben sie dieses schwere Los selbst abbekommen. Für uns soll es zum Nachi Wasserfall gehen.

Die Einschränkung um bis nach Nachi zu kommen: Es ist nur erlaubt sich entweder zu Fuß oder per Anhalter zu bewegen. Nur bis zu ersten Autobahn-Raststätte in Otsu durften wir mit der Straßenbahn fahren. Dort haben wir unsere Schilder vorbereitet um in die Nähe von Nachi zu kommen und mussten dort erstmal stark frustriert werden und wurden erst nach 2,5 Stunden mitgenommen – 5 Minuten weiter bis zur nächsten Autobahnraststätte wo wir wohl bessere Chancen hätten.

Zwei Mal haben wir es erlebt, dass in den Autos kleine Hunde hin und her rennen. Mal auf den Schoß der Fahrerin, mal zu uns auf die Rückbank. Dabei schlimmstenfalls wild am kläffen sind. Auch irgendwie süß.

Am frühen Abend sind wir dann in Ise angekommen. Um ehrlich zu sein war ich dort schon sehr frustriert. Es ist eine wunderschöne Stadt von der wir eigentlich nur einen Parkplatz gesehen hatten. Dort hat uns wieder sehr lange niemand mitgenommen und wir waren eigentlich ziemlich sicher, dass wir dort übernachten müssten. Dann hatten wir aber großes Glück und an einer Ampel haben uns zwei junge Frauen während der Rotphase ins Auto gelassen. Die haben uns dann auch eine halbe Stunde weiter gefahren wie sie eigentlich mussten. Das war sehr wichtig, spät abends haben wir es dann noch geschafft ein weiteres Pärchen zu finden, die uns dann tatsächlich den restlichen Weg bis nach Nachi gebracht haben – auch diese sind für uns wieder deutlich weiter gefahren als sie eigentlich geplant hatten.

In Nachi gibt es natürliche heiße Quellen. Es gibt dort auch ein Onsen (also quasi eine öffentliche heißes Bad) für die Füße. Dort kann man sich dann mit Blick aufs Meer einfach hinsetzen und entspannen.

Makoto und der Bohemian Club machen sich es auch mit der Übernachtung nicht leicht. Hostels oder Hotels werden nicht gebucht, stattdessen schlafen wir in einem öffentlichen Park draußen. In Japan ist das tatsächlich legal. Und da überall sehr saubere öffentliche Toiletten sind ist das ganze auch eigentlich gar nicht so schlimm.

Sa, 04.05 – Auf zum Nachi Wasserfall

Um 5 Uhr morgens ging es dann sofort los zum Wasserfall in Nachi – immerhin haben wir ein Pokemon zu fangen.

Ja, damit haben wir die Challenge gewonnen. Als erstes Team waren wir bei unserem Pokemon Celebi, ein legendäres Pokemon das in uralten Wäldern haust. Das ist hier sehr passend, denn auf dem Weg zum Schrein am Wasserfall werden wir erstmal von 2 Bäumen begrüßt die über 800 Jahre alt sind.

Der Kumano Nachi Schrein ist einer der wichtigsten im Land und ein UNESCO Weltkulturerbe. Da wir unser Pokemon gefunden hatten, gab es nun endlich Zeit für die schönen Dinge.

Nach dem Schrein sind wir noch zum Wasserfall gegangen. Dieser ragt auch 130m in die Höhe. Natürlich ist der Wasserfall auch eine Gottheit im Shinto-Glauben die von den Menschen dort geehrt wird. Im Shinto-Glauben werden viele natürliche Dinge wie besondere Wasserfälle, Bäume oder Berge (zum Beispiel der Fuji) als Kami angebetet. Eigentlich eine sehr friedliche Religion die einem Respekt vor der Natur vermittelt.

Auf nach Shirahama!

Nachdem wir dann den Wasserfall gesehen haben ging es schon wieder quasi auf den Rückweg. Heute versuchen wir noch nach Shirahama 白浜 zu kommen. Tatsächlich haben nach einer längeren Pause am Meer in Nachi dann auch ziemlich viel Glück und wir werden sehr schnell nach Shirahama mitgenommen.

Abends in Shirahama gehen wir noch sehr lecker Sushi essen und in ein Onsen. Also ein öffentliches Bad, das tat nach den zwei Tagen sehr gut. Frisch gewaschen suchen wir unseren nächsten Schlafplatz. Der ist dann mitten an der Strandpromenade in der Nähe von einem Foot-Onsen. Ein Bisschen merkwürdig ist es schon mittden in der Öffentlichkeit auf dem Boden zu campieren, aber hey in Japan ist man sehr sicher. Außerdem ist es außerordentlich sauber.

So, 05.05 – Meer

Und wow ist es schön hier aufzuwachen. Shirahama bedeutet wörtlich übersetzt weißer Strand. Um 5 Uhr begeben wir uns also zum Strand der Stadt und dieser macht mich wirklich sprachlos. Ein großer heller Strand und das klarste Wasser das ich je gesehen habe.

Wir bleiben 6 Stunden lang am Strand. Selbst mittags wurde es nicht wirklich voll hier. Ich glaube es ist noch nicht ganz Urlaubssaison in Japan. In der Nähe vom Strand war noch ein kleiner Schrein in dem eine Katze schlief. Das war sehr süß.

Und dann musste es auch irgendwann wieder weiter gehen. Heute Abend wollten wir nach Kyoto zurück.

Die Rückfahrt ging dann auch ziemlich gut. Wir wurden relativ schnell dann bis nach Osaka zurückgefahren und haben zusammen mit den zwei Frauen die uns aufgesammelt haben noch einen Zwischenstopp beim Fischmarkt in Shirahama gemacht der anscheinend auch sehr berühmt ist. Dort gab es auch eine Live Fisch-Auktion.

Der Fischmarkt. Ja es gibt auch andere Dinge als Fisch.

Gegen frühen Abend waren sind wir dann in einer Autobahnraststätte in Osaka angekommen. Diese war in einem 11-Stöckigen Gebäude und hatte auch eine Aussichtsplattform. Sowas hab ich in Deutschland noch nicht gesehen

Von Osaka hat uns noch ein sehr netter Mann mitgenommen der gerade Angeln war in der Nähe von Nachi. Auch er hat uns wieder deutlich weiter mitgenommen. Bis zum Bahnhof von Kyoto. Wir haben es also geschafft. Wir sind zurück in Kyoto! Was für ein Abenteuer. Per Anhalter Fahren funktioniert tatsächlich. Aber ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher ob ich das ganze nochmal machen will. Es gefällt mir eigentlich auch ganz gut zu wissen wann ich wo ankomme. Aber die Erfahrung war es definitiv wert!